Heiliger Sebastian - 20. Jänner

Heiliger Sebastian mit den Pfeilen links und rechts der Heilige Rochus in der Kalvarienbergkapelle in Neusiedl am See

Nicht wenige Olympioniken rufen den Heiligen Sebastian um Fürsprache an. Der römische Märtyrer ist nämlich nicht nur der Stadtheilige des Olympia-Gastgebers 2016 Rio de Janeiro, sondern auch der Patron der Sportler. So bekannte die junge US-Turnerin und Katholikin Simone Biles, dass sie vor großen Wettkämpfen in die Kirche gehe und eine Kerze für Sankt Sebastian anzünde. Aber wer ist dieser Heilige und wie kommt er dazu, als Patron der Athleten zu gelten?

Gesichert ist nur, dass Sebastian – wahrscheinlich ein gebürtiger Mailänder – ein römischer Soldat und Märtyrer war, der an einem 20. Januar, wohl des Jahres 288, starb. Es gab einen Sarkophag in den Katakomben an der Via Appia Antica im Süden Roms mit seinem Namen. Bereits zur Zeit des Kirchenvaters Ambrosius (um 339 bis 397) wurde Sebastian verehrt. Ambrosius bezeichnet den Märtyrer als Mailänder, aber laut einer Legende im Umfeld seines Grabes könnte er auch aus dem südfranzösischen Narbonne stammen.

 

Heimliche Besuche in Gefängnissen

Wohl im 5. Jahrhundert bildete sich rund um das Grabmal und seinen Namen – Sebastian bedeutet „der zum Kaiser Gehörende“ – folgende Heiligenlegende: Sebastian war ein Soldat der römischen Elitetruppe der Prätorianer, die dem Kaiser als Leibgarde diente. Während der Regentschaft von Kaiser Diokletian (284 bis 305) wurden viele Christen ermordet; seine Herrschaft gipfelte 303 in der größten Christenverfolgung des Römischen Reiches. Sebastian verheimlichte seinen christlichen Glauben am Hof und nutzte seine hohe Stellung als Hauptmann der Prätorianergarde, um Christen in den Gefängnissen Roms zu besuchen, sie im Glauben zu stärken und für die Bestattung der Märtyrer zu sorgen.

 

Gedenktag: 20. Januar
Patron zahlreicher Städte, darunter San Sebastian (in Nordspanien und auf der Insel Gomera), Palma de Mallorca, Rio de Janeiro (Brasilien); der Brunnen; der Sterbenden, Bogen- und Armbrust- Schützen, Schützengilden, Soldaten, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisen- und Zinngießer, Steinmetze, Gärtner, Waldarbeiter, Gerber, Töpfer, Bürstenbinder und Leichenträger; gegen Pest und Seuchen, Geschwüre, Infektionen, Wunden, kranke Kinder; seit einigen Jahren auch der Sportler und gegen Aids.

Als Diokletian erfuhr, dass der von ihm geschätzte Soldat ein Christ war und Glaubensgenossen half, verurteilte er ihn zum Tode. Der Kaiser ließ Sebastian an einen Pfahl oder Baum binden und – je nach Legende – von den Prätorianern oder von numidischen Bogenschützen erschießen. Als die fromme Witwe Irene seine vermeintliche Leiche vom Pfahl holen und christlich bestatten wollte, entdeckte sie, dass Sebastian überlebt hatte, und pflegte seine Wunden.

Kaum erholt, trat der tot Geglaubte dem Kaiser entgegen, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seines Tuns vorzuhalten und ihn öffentlich wegen seines Vorgehens gegen die Christen anzuklagen. Daraufhin ließ ihn Diokletian vor seinen Augen am Circus Maximus erschlagen und seinen Leichnam in den Abflussgraben Cloaca Maxima werfen. Laut Legende erschien Sebastian der Christin Lucina im Traum und wies ihr den Ort seiner Leiche. Christen bargen seinen Körper und begruben ihn an der Via Appia in den nach ihm benannten Katakomben, über denen bis heute die Pilgerkirche San Sebastiano steht.

 

Beliebter Pestheiliger mit reinem Körper

Zunächst wurde Sebastian in Ravenna, Spanien und Nordafrika verehrt. Die Verehrung verstärkte sich nach 680, als das Ende einer Pestepidemie in Rom und Pavia dem Umstand zugeschrieben wurde, dass seine Reliquien durch die Straßen der Städte getragen worden waren. So ist Sebastian traditionell einer der Patrone von Soldaten und Bogenschützen und wird gegen Geschwüre, die Pest und andere Seuchen angerufen.

Aber wie kommt er zum Sport? Manche Patronate bildeten sich bei ihm und bei anderen Glaubenszeugen durch das aus, was das Volk auf Heiligenbildern sah oder zu erkennen glaubte. Auf dem wohl ältesten erhaltenen Mosaik aus dem 6. Jahrhundert wird Sebastian noch mit grauen Haaren und Bart als älterer Mann mit dem Siegeskranz des Märtyrers gezeigt. Doch im Laufe der Zeit konzentrierten sich Sebastian-Darstellungen fast ausschließlich nur noch auf die Szene, in der er von Pfeilen am Baum festgenagelt wird.
(von Agathe Lukassek, Bonn – 20.01.2020)