Liturgische Orte

Der Taufbrunnen

„Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ (Röm 6,3 f.)

 

Das erste Sakrament, Eintrittstor in die Kirche und Zugang zu allen anderen Sakramenten hat einen ganz besonderen Platz im Leben der jeweiligen Pfarrgemeinde. So ist in jeder Pfarrkirche ein Taufbrunnen zur Feier der Taufe vorgesehen.

 

„Taufe“ meint von der griechischen Wortbedeutung her „eintauchen, untertauchen, tauchen, waschen“. Im Wort „taufen“ steckt das althochdeutsche Beziehungswort „tief“. Also „in die Tiefe bringen, untertauchen“. Dieses Eintauchen symbolisiert das Begraben-Werden des Taufbewerbers in den Tod Christi, aus dem er durch die Auferstehung mit Christus als eine „neue Schöpfung“ hervorgeht (2 Kor 5, 17; Gal 6, 15). In früherer Zeit geschah dies durch Untertauchen in natürlich fließendem Wasser als Erinnerung an die Taufe Jesu im Jordan (Mt 3,13-17).

 

In den bald schon entstehenden Kirchen war für die Taufspendung ein festgelegter Ort oder sogar ein eigener Raum ausgespart. In der Mitte solcher Taufräume oder Taufhäuser, die man Baptisterium nannte, befand sich ein Bassin mit fließendem Wasser, in welches die Taufkandidaten hinabstiegen, um untergetaucht oder mit Wasser übergossen zu werden. Dieser Taufort war üblicherweise in der Form eines Kreuzes gestaltet. Der Täufling tauchte in das Mysterium des Kreuzes ein, um wie der gekreuzigte Christus in eine neue Existenzweise aufzuerstehen. Oft war das Baptisterium auch achteckig, um auszudrücken, dass Christus am ersten Wochentag, dem achten Tag in Überbietung der alttestamentlichen Siebentagewoche, auferstanden war. Für den Getauften ist dadurch die alte Weltzeit aufgebrochen in den „achten Tag“ der Ewigkeit hinein.

 

Heute geschaffene Tauforte und Taufbrunnen sind meist schlichter als in früheren Epochen. Sie sollen am besten außerhalb des Altarbereiches liegen, aber gut sichtbar und zugänglich sein und so den Christen an seine eigene Taufe erinnern.

 

Paulus schreibt im Römerbrief am Beginn dieser Ausführungen an Christen, die als Erwachsene getauft wurden. Sie hatten eine konkrete Vorstellung davon, weil sie ihre Taufe bewusst erlebt haben und die Symbolik auch verstehen: Untertauchen ins Wasser als Zeichen des Eintauchens in den Tod, Auftauchen wiederum als Zeichen des Verlassens des Grabes, als Zeichen der Auferstehung. Mit Blick auf die Gegenwart schreibt der Völkerapostel dann: „So sollen auch wir als neue Menschen leben.“

 

Die Osterkerze

IN DIESER GESEGNETEN NACHT, HEILIGER VATER,
NIMM AN DAS ABENDOPFER UNSERES LOBES,
NIMM DIESE KERZE ENTGEGEN ALS UNSERE FESTLICHE GABE!
AUS DEM KÖSTLICHEN WACHS DER BIENEN BEREITET,
WIRD SIE DIR DARGEBRACHT VON DEINER HEILIGEN KIRCHE
DURCH DIE HAND IHRER DIENER.                           (aus dem Exultet)

Zu Beginn der Osternachtfeier am Osterfeuer bereitet, weiht und entzündet der Priester die Osterkerze. Der Brauch, eine besondere Kerze am Osterfest zu entzünden, ist sehr alt. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse stammen aus dem vierten Jahrhundert (Brief 18 des Heiligen Hie-ronymus an den Diakon Präsidius von Piazenza aus dem Jahr 384).

In der Osternacht ziehen der Priester voran mit der brennenden Osterkerze und hinter ihm wir alle in die dunkle Kirche ein. Dabei ruft der Priester: Christus das Licht (Lumen Christi). Und wir alle antworten: Dank sei Gott (Deo gratias)!

Wir werden daran erinnert, dass wir bei unserer Taufe das Licht Christi empfangen haben und so selbst zum Licht werden sollen. Wenn wir uns in dunklen Zeiten befinden, dürfen wir darauf vertrauen, dass Christus bei uns ist und unsere Dunkelheit erhellt. Wir sind aber auch seit unserer Taufe dazu aufgerufen selbst zum Licht zu werden und einander beizustehen.

Das Licht der Osterkerze, dem wir in die dunkle Kirche folgen, symbolisiert Christus. An der Osterkerze dürfen auch wir unsere Kerzen entzünden und weitergeben, wir lassen uns von ihr erhellen und werden – mitten in der Nacht, d.h. inmitten von Sünde, Leid und Tod – selbst zum Licht.

Nach dem Einzug in die Kirche hören wir in der Osternacht das Exultet (lat. „es jauchze“), das gesungene Osterlob der Lichtfeier. Es wird auch „Lob der Kerze“ oder „Segnung der Kerze“ genannt.

Das Exultet ist ein Lobpreis auf Christus, den Auferstandenen, der das Licht der Welt ist. Gott hat einen Bund mit uns geschlossen und wie er beim nächtlichen Auszug aus Ägypten dem Volk Israel als Feuersäule voran zog, so führt Christus in dieser „wahrhaft seligen Nacht“ die, die zu ihm gehören aus der Knechtschaft in die Freiheit, vom Tod zum Leben. Das Dunkel der Todesnacht wird verwandelt ins Strahlen seiner Auferstehung, im ungeminderten Glanz des vielfach geteilten Lichtes sollen wir von seiner Liebe entflammt sein, solange die Dunkelheit des irdischen Lebens andauert – bis Christus wiederkommt als Morgenstern beim Anbruch des Letzten Tages.

Wir glauben daran, dass Gottes Sohn, Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Das kostbare, gebleichte Bienenwachs, aus dem die Osterkerze gemacht wurde, steht für die menschliche Natur Christi, oder auch für seinen verklärten Leib nach der Auferstehung. Die Flamme der Osterkerze steht für die göttliche Natur Christi. Ein wohlriechendes Brandopfer, das Gott in der Liturgie dargebracht wird.

Dem Kreuz, den fünf Wachsnägeln oder Weihrauchkörnern sowie dem A(lpha) und dem Ω(mega) auf der Osterkerze kommen folgende Bedeutungen zu:
Der Auferstandene trägt die (duftenden) Wundmale des Gekreuzigten an seinem verklärten Leib (aus reinem Bienenwachs); als A und Ω – erster und letzter Buchstabe im griechischen Alphabet – umfängt er die Schöpfung, ist Anfang und Vollendung der Heilsgeschichte.

SIE LEUCHTE, BIS DER MORGENSTERN ERSCHEINT,
JENER WAHRE MORGENSTERN, DER IN EWIGKEIT NICHT UNTERGEHT:
DEIN SOHN, UNSER HERR JESUS CHRISTUS,
DER VON DEN TOTEN ERSTAND,
DER DEN MENSCHEN ERSTRAHLT IM ÖSTERLICHEN LICHT;
DER MIT DIR LEBT UND HERRSCHT IN EWIGKEIT.
(abschließender Teil des Exultet)

Der Altar

Im ersten Buch der Bibel, im Buch Genesis, lesen wir vom Erzvater Jakob. Als er auf dem Weg von einer Stadt in die andere war, ging die Sonne unter. Er legte einen Stein unter seinen Kopf und schlief ein. Als er schlief, hatte er einen Traum:
Eine Treppe reichte von der Erde bis zum Himmel, auf dieser Treppe stiegen Engel Gottes auf und nieder. An der Spitze der Leiter erschien Gott selbst und gab Jakob die Verheißung, seine Nachkommen würden so zahlreich sein wie der Staub der Erde. Als er erwachte, sagte er: Wie ehrfurchtgebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.
Jakob nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl darauf, so machte er ihn zu einem Altar, denn Öl war eine Opfergabe, die auf Altären dargebracht wurde. (vgl. Gen 28,10-19)

 

Altäre waren und sind in vielen Religionen und Kulturen aus Stein, Erde oder Metall, auf denen Opfergaben als Ausdruck der Verehrung für Gott oder Götter ausgegossen oder verbrannt werden. So erklärt sich auch die Wortherkunft: Lat. altaria, heißt so viel wie Brandopferstätten (lat. adolere, Brandopfer darbringen). Dieser Begriff wurde weiters mit dem lat. Wort altus, was hoch bedeutet, umschrieben.

So reicht die Deutung des Begriffes von einer einfachen Erdaufschüttung, über steinerne Monumente mit Stufenbau, bis hin zu unseren Hochaltären, die bis zum 2. Vatikanischen Konzil als Ort der Eucharistiefeier vorgesehen waren.
Die Christen vollzogen von Anfang an die ihnen seit dem Letzten Abendmahl von Christus aufgetragene Eucharistie: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ (vgl. Lk 22,19)
Dies taten sie zunächst in Wohnungen an gewöhnlichen Tischen. Aber was da gefeiert wurde, war nicht einfach eine Mahlzeit zur Erinnerung an Jesus, sondern Gegenwart seines Leidens und Todes, Gegenwart des Kreuzesopfers, in welchem Jesus selbst zugleich Priester und Opfergabe ist – so, wie wir es auch heute noch verstehen.

Die Eucharistie („Danksagung“, auch Abendmahl, Herrenmahl), ein Ereignis, welches Himmel und Erde bewegt, wurde zunächst von den Christen im Untergrund gefeiert und als das Christentum in die Öffentlichkeit trat und für den Gottesdienst Kirchen gebaut wurden, waren die Altäre in der Regel aus Stein, als Erinnerung an Golgota, auf denen ein Kreuz stand.

„… Schau herab auf diesen Altar, den wir errichtet haben für die Feier der Eucharistie; er sei die Mitte unseres Lobens und Dankens. Er sei der Altar, an dem wir das Opfer Christi unter heiligen Zeichen begehen. Er sei der Tisch, an dem wir das Brot des Lebens brechen und aus dem Kelch der Gemeinschaft trinken. …“
(aus der Altarweihe)

 

Der Altar ist Symbol für Christus. Bei der feierlichen Weihe eines Altares wird in dessen Mitte und an den vier Ecken Chrisamöl ausgegossen und anschließend wird der ganze Altartisch gesalbt: Christus bedeutet Messias, was übersetzt „Der Gesalbte“ bedeutet. Dann wird auf der Altarplatte Weihrauch verbrannt: Zeichen für die von hier zu Gott aufsteigenden Gebete. Schließlich werden Lichter entzündet und auf den Altar gestellt mit den Worten:
„Christi Licht leuchte auf dem Altar, es strahle wider im Leben aller, die teilhaben am Tisch des Herrn.“
Im Altar werden in der Regel auch Reliquien eingesetzt: Erinnerung an das Lebensopfer der Heiligen, das aus dem Opfer Christi entspringt.

„… Er sei der nie versiegende Quell unsres Heiles, das uns in Christus geschenkt ist. Zu Christus treten wir hin, zu dem lebendigen Stein; auf ihm wächst deine Gemeinde empor zu einem heiligen Tempel. Durch Christus weihen wir dir auf dem Altar unsres Herzens das Opfer eines heiligen Lebens zum Lob deiner Herrlichkeit. …“
(aus der Altarweihe)

(Zusammengestellt von Julian Heissenberger, Kaplan)