Zwei Jünger gingen … Die Emmaus-Jünger

Einer der bekanntesten und meditativ stärksten Geschichten des Ostergeschehens ist die Erfahrung der Emmaus-Jünger. Die zwei Männer machen sich, voll Trauer und Verzweiflung auf den Weg von Jerusalem nach Emmaus. Ihr Meister, ihr bester Freund, der Mensch, auf den sie alles gesetzt haben, ist tot. In der Tiefe der Enttäuschung merken sie gar nicht, dass er mit ihnen mitgeht, dass der mitgehende Unbekannte mit ihnen über den alten Bekannten mitredet. Erst dann, als ihre Menschlichkeit im Vordergrund steht, als sie den Unbekannten zum Abendessen und zur Nächtigung einladen, und als er, der unbekannte Bekannte mit ihnen das Brot teilt, ist er für sie nicht mehr unbekannt geblieben. Obwohl er nachher nicht mehr bei ihnen sichtbar war, machen sie sich wieder auf den Weg zurück nach Jerusalem. Ihre Enttäuschung wurde zur Freude, ihre Verzweiflung zur Begeisterung.

 

Das Schicksal dieser zwei Männer ist uns allen gut bekannt. Warum? Ich denke, weil es unser Leben betrifft, weil wir uns selber in der Geschichte wiederfinden. Sind wir nicht schon am Boden gewesen, total verzweifelt, meinend von Gott vergessen zu sein? Sind nicht schon unsere Lebenspläne ganz anders geworden, unangenehm und unerträglich? Das alles gehört zu unserer Lebensgeschichte. Unser Leben ist nicht eine kitschige Nachmittags-Serie, sondern oft eine sehr spannende, ja sogar tragische Geschichte. Aber die Tragik sollte nicht der Schlusspfiff sein. Der Tod, die Verzweiflung und die Enttäuschung sollten und müssen nicht das letzte Wort haben. Wir als Christen dürfen uns darauf verlassen, mit allen Kräften unseres Vertrauens, dass der abwesende Gott doch anwesend ist, dass er über seine Abwesenheit mit uns spricht. Auch wenn es nicht leicht und selbstverständlich ist, Er ist da.

 

Bleiben wir menschlich, laden wir ein, seien wir für andere offen, und vergessen wir das Teilen nicht. Da ist es nämlich am meisten zu spüren, dass er bei uns ist. 

 

Gabriel

Pfarrer