Der bescheidene Apostel

1. Kor 15,10a: „Doch durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben.“

 

Diese bescheidenen Worte sagt gerade der große Theologe und Verkünder des Evangeliums, der die Entwicklung der Theologie und der Kirchengeschichte wesentlich geprägt hat, der heilige Paulus. 

 

Als Seelsorger begegne ich jeden Tag vielen Menschen. Auf Grund vieler Erlebnisse habe ich die Erfahrung gemacht, dass die großen Persönlichkeiten, also Menschen, die begeistert sind und begeistern können, die viel leisten und wichtig sind, weniger ihre Person in den Vordergrund stellen, weniger das Wort Ich verwenden und oft sehr bescheiden wirken. Vielleicht ist es ihnen bewusst, dass ihre Begabungen, ihre Erfolge nicht nur ihre Verdienste sind, sondern sie zeigen, dass sie für die Gnade Gottes offen sind, dass sie in ihrem Leben genug Platz für das Wirken Gottes geben. Da meine ich nicht nur die großen Persönlichkeiten, die allen bekannt sind, wie die Mutter Teresa, Dietrich Bonhoeffer, Papst Franziskus, Roger Schütz, Oskar Romero oder Erwin Kräutler und viele weitere, sondern auch die „gewöhnlichen“ und oft unauffälligen Menschen, die leben und sich in unseren Pfarren und Ortschaften engagieren, die tagtäglich den Alltag bewältigen, die auch trotz des Versagens durch ihr Leben zeigen, dass sie Gott stark vertrauen.

 

Gerade dieses Vertrauen, die Offenheit gegenüber der Gnade Gottes, kann uns allen helfen, zu verstehen, dass wir in unserem Leben nicht allein am Werk sind, sondern dass es da noch jemanden gibt, der Interesse an unserem Leben hat, für den wir wichtig sind, durch den wir das sind, was wir sind. Wir sind von Gott angesprochene, gesuchte und geliebte Menschen. Vielleicht ist es gut, dieses Vertrauen, in unserer schnelllebigen Zeit, die viele Menschen überfordert und krank macht, lebendig zu halten.     

 

Gabriel

Pfarrer