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Heiligenschein – spirituelle Stirnlampe

Anfang November denken wir an die Menschen, die uns wichtig waren, die unser Leben geprägt haben und die uns der Tod genommen hat. Wir besuchen und schmücken die Gräber, lassen Ereignisse und Gespräche mit ihnen durch den Kopf gehen.

Im kirchlichen Sinne sind Menschen, die uns wichtig waren, nicht nur unsere Nächsten, Familie und Freunde, sondern die Kirche bezeichnet sie als Heilige – Beispiele für unser Leben.

Ganz zu Beginn der Kirche waren Heilige nur Menschen, die wegen ihres Glaubens getötet wurden – die Märtyrer. Der Apostel Paulus bezeichnete in den Anfangszeiten die Christen als Heilige: Menschen, die von Gott berührt wurden und von der frohen Botschaft begeistert waren. Später wurde daraus in manchen Zeiten ein regelrechter Kult; viele Menschen wurden selig (regional) und heilig (weltweit) gesprochen. Dazwischen gab es verschiedene seltsame Menschen, fragwürdige Personen, die meisten männlich und klerikal. Ich bin überzeugt, dass es sicher auch viele Frauen und Nicht-Kleriker gab, die nicht weniger als ihre männlichen und klerikalen Kollegen heilig waren, nur hat ihnen niemand diese Ehre erwiesen.

Wenn wir von den Heiligen sprechen, müssen wir nicht unbedingt nur in die Vergangenheit schauen. Ich denke, auch in unserer Zeit, dort, wo wir leben, gibt es Menschen, deren Lebensweise uns anspricht – wertvolle Menschen, vor denen wir so sein können, wie wir sind, die uns zuhören, wenn wir es brauchen, die uns helfen, Menschen, an die wir uns jederzeit wenden können, Menschen, die ihre Meinung wertschätzend verteidigen können, auch wenn es nicht die gängige Meinung der Mehrheit ist.

Wer sind solche Menschen für uns? Wenn wir die Gräber unserer Lieben besuchen, was haben diese Menschen für uns bedeutet, was bedeuten sie uns jetzt?

Vielleicht, oder sogar ziemlich sicher, sind wir selbst wertvolle Menschen für andere. Ohne den Heiligenschein über dem Kopf, dafür aber mit Licht im Herzen.

Gabriel

Pfarrer