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KREUZWEG

Einleitung

Jesus ist seinen letzten Weg mit dem Kreuz auf den Schultern gegangen. Viele Menschen sahen ihm dabei zu, aber nur wenigen ging sein Leiden zu Herzen. Das war vor langer Zeit und wir könnten uns fragen: Was geht uns das heute an? Warum sollen wir heute seinen Kreuzweg nachgehen?

Die vierzehn Stationen dieses Weges zeigen uns Ereignisse und Begegnungen, die wir auch in unserem Leben wiederfinden. Vielleicht nicht ganz genau so, wie sie Jesus erlebt hat, aber doch in ähnlicher Form. Unsere Ängste, Probleme und Fehler spiegeln sich darin wider.

Jesus hat sich in radikaler Weise dem ausgesetzt, dem wir in unserem täglichen Leben begegnen. Sein Kreuzweg ist daher auch unser Weg.

1. Station: Jesus wird zum Tod verurteilt

Gedanken

Selten sagen wir: „Das hast du aber gut gemacht!“ Wesentlich öfter hört man von uns: „Was hast du da schon wieder falsch gemacht!“ Mit Lob gehen wir sparsam um, dafür sind wir schnell damit, andere zu be- und verurteilen. Aber sind unsere Urteile immer gerecht? Vielleicht beruhen sie auf Missverständnissen oder bloß darauf, was andere sagen.

Die Menschen damals zerbrachen sich nicht den Kopf darüber, warum Jesus verurteilt werden sollte. Sie meinten nur: „Er wird schon schuldig sein“, und hörten auf die, die ihn loswerden wollten. Ein ausgewogenes Urteil war ihnen zu anstrengend. So kam es, dass ein Unschuldiger gekreuzigt wurde.

 

Meditation

Jesus ist schuldig.
schuldig
das Reich Gottes zu verkünden
schuldig
Kranke zu heilen
schuldig
Sündern zu vergeben
schuldig
Armen zu helfen
deshalb wurde Jesus verurteilt.

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, niemand ist perfekt, auch ich nicht. Lass mich darum sparsamer mit Verurteilungen sein und richte meinen Blick mehr auf das Gute, das von meinen Mitmenschen ausgeht.

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Gedanken

Ein Flugzeug kann mehrere hundert Tonnen wiegen und doch fliegt es. Ein Elefant bringt sechs Tonnen auf die Waage und kann trotzdem bis zu 40 km/h schnell laufen. Dagegen sind wir Fliegengewichte. Doch manchmal wird uns alles so schwer, dass wir meinen, 1.000 Tonnen zu wiegen und keinen Schritt weiter zu können.

Das eigene Schicksal anzunehmen kann schwer sein. Wir fragen uns: Wie sollen wir das nur schaffen? Auch Jesus geht es so. Der weite Weg auf Golgotha scheint unmöglich mit der Last, die er zu tragen hat. Doch er nimmt sein Kreuz und macht einen Schritt nach dem anderen.

Meditation

Jesus sammelte
die Dunkelheit des Blinden
die Bewegungslosigkeit des Gelähmten
den Hunger der Armen
die Not der Unterdrückten
die Bosheit der Menschen
die Ungerechtigkeit der Welt
und lud alles auf seine Schultern.

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, manchmal habe ich das Gefühl, mehr tragen zu müssen als ich kann. Dann möchte ich am liebsten aufgeben. Gib mir einen starken Rücken, damit ich auch die schweren Zeiten meines Lebens meistern kann.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Gedanken

Wenn im Film jemand auf einer Bananenschale ausrutscht und hinfällt, finden wir das meistens lustig. Leider lachen wir auch im wirklichen Leben über Menschen, die am Boden liegen. Sie sind nicht gefallen, weil es im Drehbuch steht, sondern ganz real, aufgrund unglücklicher Umstände, für die sie vielleicht gar nichts können.

Die meisten Menschen, die Jesus auf seinem Kreuzweg zusahen, taten dies zu ihrer Unterhaltung. Für sie war eine Hinrichtung eine willkommene Ablenkung vom Alltag. Und wenn dann ein Verurteilter unter dem Kreuz fiel, haben sicher einige gelacht. Geholfen haben sie ihm nicht.

Meditation

Schau dir den an, der kann nicht einmal lesen und schreiben.
Schau dir die an, die hat ihre Kleider von der Caritas.
Schau dir den an, der kann nicht einmal den einfachsten Ball fangen.
Schau dir die an, die hat einen Buckel wie eine Hexe.
Schauen wir uns lieber selbst an.

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, wir freuen uns natürlich, wenn wir von Unglück verschont bleiben. Aber müssen wir uns deshalb über das der anderen lustig machen? Lass uns nicht über die Probleme anderer lachen, sondern für sie da sein.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Gedanken

Manchen Menschen wollen wir lieber nicht begegnen. Wir gehen ihnen aus dem Weg und möchten jedes Aufeinandertreffen vermeiden. Vielleicht wissen wir gar nicht, warum. Bei anderen freuen wir uns dagegen, wenn wir sie sehen. Mit ihnen verbringen wir gerne unsere Zeit.

Den meisten Menschen, denen Jesus am Kreuzweg begegnet, wäre er lieber aus dem Weg gegangen. Sie wünschen ihm nur Böses. Die Begegnung mit seiner Mutter ist anders. Sie gibt ihm Kraft, weil er sieht, dass da jemand ist, der selbst in der schwersten Zeit zu ihm hält.

Meditation

Menschen können Licht in der Dunkelheit sein.
Menschen können eine Quelle der Kraft sein.
Menschen können Stütze und Halt sein.
Menschen können Luft zum Atmen sein.
Menschen können füreinander da sein.

 

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, Freundschaft ist leicht, wenn das Leben Spaß macht und alle glücklich sind. Lass mich auch dann nicht auf meine Freunde vergessen, wenn es einmal nichts zu lachen gibt und sie mich brauchen.

5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Gedanken

Superhelden aus Comics oder Filmen können alles. Sie schaffen Unmögliches, ganz ohne fremde Hilfe. Jesus steht vor einer solchen unmenschlichen Aufgabe. Doch nachdem er bereits einmal gefallen ist, sehen selbst seine Peiniger, dass er alleine nicht bis ans Ziel kommen wird.

Es ist nicht leicht, angebotene Hilfe anzunehmen, weil man zuerst die eigene Schwäche akzeptieren muss. Oft haben wir Angst, dass uns andere als Versager sehen könnten, wenn wir es nicht alleine schaffen. Unser Stolz hindert uns, Hilfe anzunehmen.

Meditation

Ich bin kein Superheld
ich bin ein einfacher Mensch
ohne außergewöhnliche Kräfte
manchmal brauche ich Hilfe
alleine geht es nicht
ich bin auf andere angewiesen
und andere sind auf mich angewiesen
ein Geben und Nehmen
eine Gemeinschaft

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, es fällt mir schwer, meine Schwäche einzugestehen. Es kommt vor, dass ich aus Stolz ablehne, was mir guttut. Lass mich ausgestreckte Hände erkennen und sie ergreifen. Ich will mir nicht durch Sturheit mein Leben schwerer machen.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Gedanken

Wenn du jemanden reglos auf der Straße liegen siehst, würdest du wegschauen und vorbeigehen oder helfen? Helfen macht Umstände: es kostet Zeit, oft auch Geld. Man muss etwas tun und vielleicht hat man am Ende auch noch Scherereien. Wegschauen ist da wesentlich einfacher.

Veronika hat nicht gezögert. Sie wollte helfen. Anders als Simon von Cyrene wurde sie nicht dazu gezwungen. Nur eine kleine Geste – ein Tuch. Und doch war es eine große Hilfe. Sie half, obwohl sie mit negativen Konsequenzen aus der Menge der Schaulustigen rechnen musste.

Meditation

Eine Tür aufhalten
Ein Taschentuch anbieten
ein freundliches Wort –
oft ist helfen ganz einfach.
Nichts Außergewöhnliches
keine Heldentat
nur was ich kann
was ich für andere
tun kann

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, allzu oft sehen wir die Nöte der anderen nicht. Manchmal wollen wir auch nicht hinschauen und erfinden Ausreden, um nicht helfen zu müssen. Öffne uns die Augen, führe uns dorthin, wo wir gebraucht werden und gib uns den Willen zu helfen, wo wir können.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Gedanken

Wir meinen gut unterwegs zu sein: In der Schule, in der Arbeit, in der Familie. Alles läuft großartig. Doch dann kommen wir unvorhergesehen ins Stolpern. Ohne zu verstehen, warum, gehen Dinge schief. Ehe wir uns versehen, fallen wir.

Es gibt Menschen, die legen anderen Steine in den Weg, um sie am Fortkommen zu hindern. Sie verschaffen sich auf Kosten ihrer Mitmenschen Vorteile. Jesus wollte andere nicht ausnutzen und doch haben ihn seine Gegner zu Fall gebracht. Er ist über die Steine gestürzt, die sie ihm in den Weg geworfen haben.

Meditation

Wir hindern andere am Fortkommen
versperren ihnen Wege
drängen sie ab
um sie zu überholen
aber
ist ein erschummelter Sieg
tatsächlich ein Gewinn?

Gemeinsames Gebet

Guter Gott, manchmal sind wir versucht, anderen zu schaden, um das zu bekommen, was wir uns wünschen. Lass uns solchen Versuchungen widerstehen und fair gegenüber unseren Mitmenschen bleiben.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Gedanken

Kinder weinen häufig: Zumeist, weil etwas nicht so läuft, wie sie wollen, weil sie müde sind, weil sie sich weh getan haben. Erwachsene weinen dagegen selten und wenn doch, dann – sofern es keine Freudentränen sind – aus Verzweiflung.

Aus Verzweiflung weinen auch die Jerusalemer Frauen. Jesus war zwar nicht ihr Sohn, um den sie nun trauern, aber sie sehen die Ungerechtigkeit und dass sie nichts dagegen tun können. Das bringt sie zur Verzweiflung.

Meditation