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Pfarrkirche Neusiedl am See

Das Gotteshaus ist den Heiligen Nikolaus von Myra und Abt Gallus geweiht.

Ursprung und erste Bauphasen

Der Markt Neusiedl am See besaß vermutlich schon vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1209 eine romanische Kirche. Nach der Zerstörung im Mongolensturm 1241 wurde das Gotteshaus wieder errichtet und nachweislich in den Jahren 1460-64 im gotischen Stil umgebaut.

Pfarrer Johann Aichmiller ließ 1633 das gotische Gewölbe durch ein Tonnengewölbe ersetzen sowie den Turm und die Strebepfeiler erneuern. Die schräg gestellten Stützpfeiler markieren noch heute die Ausmaße der ursprünglichen Kirche. Auch die Seitenkapelle mit dem gotischen Fenster existierte damals schon. Die Sakristeien stammen aus späterer Zeit.

Die Kirche von außen

Neben dem Eingang auf der Südseite, der von einer Darstellung des Hl. Nikolaus überhöht ist, konnte das ursprünglich gotische Portal freigelegt werden. Die lebensgroße Kreuzigungsgruppe in der Nische daneben steht über der Gruft des kaiserlichen Dreißigers Matthias Pankratius Brenner. Er gründete 1671 die Neusiedler Rosenkranzbruderschaft.

Im Zuge der Türkenbelagerung erlitt die Kirche schwere Brandschäden, ebenso beim Kuruzzenkampf  des Jahres 1708. Nach schweren Windschäden und weil die Kirche allmählich zu klein geworden war, erfolgte in den Jahren 1736 bis 1738 eine Generalrestaurierung mit Erweiterung des neuen Chores. Auch der Kirchturm mit dem schönen Zwiebelhelm wurde in barockem Stil neu errichtet. Die Planung und Bauleitung lag in den Händen des Brucker  Baumeisters Johann Georg Wimpassinger, einem engen Mitarbeiter von Lukas von Hildebrandt.

Hochaltar

Aus der Zeit der barocken Umgestaltung stammt das Hochaltarbild, das der Neusiedler Maler Johann Länner 1738 anfertigte. Altarbild zeigt die beiden Kirchenpatrone Bischof Nikolaus von Myra und den Abt Gallus. Sie knien über einer Gewitterwolke; darunter Neusiedl am See im Jahre 1738. Ganz oben die Gottesmutter mit dem Kind.

Das Altarbild kam im Jahre 1743 an seinen heutigen Platz. Bei Renovierungsarbeiten wurde es 1830 entfernt und erst wieder 1898 am angestammten Platz mit neuer Umrahmung angebracht. Flankiert wird das Altarbild von den Aposteln Petrus und Paulus.

Hochaltar

Fischerkanzel

Die sogenannte Fischerkanzel (um 1800) zeigt mit der dahinter befindlichen Darstellung die Seepredigt. Diese von den Ortsverhältnissen geprägte Darstellung ist vom Kirchenschiff aus leider kaum zu sehen. Sie zeigt Christus mit Petrus und Johannes in einem Segelboot mit Mast und Takelage.

 

Fischerkanzel

Seitenaltäre

Jesualtar
Der linke Seitenaltar ist dem Herzen Jesu geweiht. Links von Gott Vater als Weltherrscher ist der Hl. Dominikus zu sehen, zu seinen Füßen ein Hund mit einer Fackel im Maul; rechts Thomas von Aquin. Die Heiligen darunter stellen Apostel dar.

Marienaltar
Der rechte Seitenaltar zeigt ein Bild mit dem Herzen Mariens (1743 erneuert). Seitlich vom Aufsatzbild mit dem brennenden Dornbusch stehen die Hl. Katharina und die Hl. Barbara mit dem Turm; am Fuß der Säule die Hl. Elisabeth als Bettlerin, ihr gegenüber ihre Nichte Margareta von Ungarn. Am Seitenaltar an der Nordwand flankieren Engel mit Marterwerkzeug eine eindrucksvolle polychrome Pieta aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. An der Wand gegenüber der Hl. Johannes Nepomuk, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert.

Altar zur schmerzhaften Mutter Gottes
Am Seitenaltar an der Nordwand flankieren Engel mit Marterwerkzeug eine eindrucksvolle polychrome Pieta. Jahrhunderts. Sie dürfte aus dem 17. Jahrhundert stammen und wurde im Zuge des Umbaues 1735 am jetzigen Standort aufgestellt.

 

An der Wand gegenüber der Hl. Johannes Nepomuk, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert.

Deckenfresken und Empore

Die Deckenfresken schuf der akademische Maler Hans A. Brunner im Jahr 1951. Über dem Presbyterium ist zu Fuße der Himmelskönigin Papst Pius XII. zu sehen. Er weiht ihr das im Heiligen Jahr 1950 erlassene Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Das große Fresko im Mittelraum stellt Bischof Nikolaus als Patron der Schifffahrt dar, die Szene über der Empore zeigt Abt Gallus mit den Neusiedler Weinbauern.

Die kunstvoll gestaltete Orgelanlage aus dem Jahr 1775 wurde durch die Firma Rieger 1979 erneuert. Die Glasfenster, gestiftet von wohlhabenden Neusiedler Bürgern, stammen aus der Zeit um 1910.

 

Andachtsraum

Die ehemalige Sakristei wurde im Jahr 2010 an die Nordseite verlegt und neu gestaltet und eingerichtet.  Die Sakristei an der Südseite wurde zu einem Andachtsraum umgestaltet. Bei den modernen Kunstwerken im Andachtsraum handelt es sich um Arbeiten des Neusiedler Künstlers Hermann Bergmann.

 

Im Zeitraffer

1460 bis 1464: Errichtung der Kirche vermutlich anstelle eines bereits früher (1313) erwähnten Gotteshauses.

1633 Renovierung: Das ursprünglich gotische Spitzbogengewölbe wird durch das heute noch bestehende Tonnengewölbe ersetzt (Frühbarock).

1675 und 1683: Kirche durch Brände schwer beschädigt, Glocken schmolzen.

1735 bis 1737: Umbau und Vergrößerung: Verlängerung der Kirche nach hinten um 10 m (Chor), Errichtung des Seiteneinganges mit Windfang (Barock), Neuerrichtung des Turmes nach Einsturz und Ziegeldach statt Schindeln.

1791: Anbau einer Sakristei mit Oratorium darüber.

1873: Zubau der Grabeskapelle.

Orgel: Gehäuse aus dem Jahre 1775; Orgelwerk 1979 (Fa. Rieger).