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Gott: ja, Kirche: ja

 

 

In den Begegnungen mit verschiedenen Menschen erlebe ich verschiedene Einstellungen zur Kirche als Institution.

 

Für manche ist und bleibt der Glaube wichtig, aber sie haben sich bereits von der Kirche entfernt. Oder hat sich die Kirche von ihnen entfernt? Haben wir zu viel moralisiert und die Menschen mit ihren Problemen hinter frommen Predigten warten lassen? Manche Menschen wollen an den Gott, den die Kirche präsentiert, nicht mehr glauben. Egal, ob sich die Kirche von den Menschen entfernt hat oder die Menschen von der Kirche, wichtig bleibt die Feststellung, dass sich Gott weder von diesen Menschen noch von allen anderen entfernt hat.

 

Eine interessante Gruppe bilden Menschen, die die Kirche als Erfüllung ihrer abergläubischen Sehnsüchte sehen. Sie brauchen keinen Gott, aber irgendwie am Beginn des Lebens sollte das Kind ein schönes Fest in der Kirche bekommen haben, damit ihm ja nichts passiert oder damit sie ein schönes Fest haben und feiern können. Noch stärker ist es bei Begräbnissen: Mit der Kirche wollen wir nichts zu tun haben, aber das Begräbnis sollte großartig sein. Auch wenn diese Menschen zuerst nicht viel mit Gott zu tun haben wollen, für uns als Kirche, als Pfarre, ist es eine sehr große Gelegenheit, in diesen Menschen durch Riten, nach denen sie verlangen, und Begegnungen, die sich da ergeben, die Sehnsucht nach Gott zu erwecken.

 

Und Gott sei Dank gibt es Menschen, die zur Kirche Ja sagen, auch wenn sie ihr gegenüber kritisch loyal stehen, und gleichzeitig ihre Loyalität zur Kirche von der Sehnsucht nach Gott getrieben wird.

Mir persönlich würde ohne die Kirche die Gemeinschaft fehlen. Ich könnte auch alleine beten, in der Natur tief und wunderschön meditieren, als Priester sogar auch alleine Messen feiern, aber allein? Es ist schön, dass es Menschen gibt, die ähnlich denken, die es als Stärkung erleben, wenn sie miteinander beten, Gottesdienste feiern, wenn sie über den Glauben mit jemandem sprechen können, wenn sie sich auch in kritischen Situationen auf Mitchristen verlassen können.

 

Deswegen ist es auch wichtig, dass wir darum bemüht sind, die Kirche als Gemeinschaft der Menschen, in deren Mitte Gott ist, in die heutige Gesellschaft zu tragen und sichtbar zu machen, dass Gott nicht nur in uns mit seiner grenzenlosen Liebe wirkt, sondern durch uns, unseren solidarischen Einsatz, die Liebe, die Gott selber ist, erfahrbar wird.

Gabriel

Pfarrer