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Raus aus dem Grab

Bei einem Einkehrtag der katholischen Frauenbewegung hat uns eine Frau mitgeteilt, dass sie keine Nachrichten mehr hören kann, weil sie nachher total verdrossen ist, hilflos und mit verdrängter Wut dasteht. Es ist zwar keine zielführende Taktik der Problembewältigung, aber ich kann sie gut verstehen. Diese „Straußtaktik“ – den Kopf aus Selbstschutz in den Sand stecken – löst keine Probleme, kann aber ein Zeichen sein, dass wir von der jetzigen Situation genug haben. So wie manche Menschen mit ihrer Macht umgehen, macht einfach traurig. So etwas kommt nur bei den Menschen vor: in der Tierwelt ist immer das Beste, das entwickelteste Stück an der Spitze der Herde. In der Menschenwelt ist es manchmal auch anders. Und die Menschen dürfen wählen.

 

Mich macht es traurig, dass, um den Frieden zu schaffen, gerüstet wird. Kann man mit Waffen Frieden schaffen? Die Waffenindustrie freut sich über die satten Aufträge, aber sie produzieren keinen Frieden. Mit Waffen kann man eventuell einen Waffenstillstand erzwingen. Der Friede ereignet sich in den Herzen der Menschen und da ist kein Platz für Waffen. Die bewaffneten Friedensversuche haben sich bis jetzt nicht bewährt, warum probieren wir nicht etwas Anderes? Menschen, die Freiheit missachten, andere unterdrücken, lügen und andere verachten können keine Friedensverhandlungen führen. Ja, ich weiß, es ist aussichtslos.

 

Dort, wo nur mehr die Aussichtslosigkeit herrscht, bleibt noch immer die christliche Hoffnung. Das meine ich nicht als eine Vertröstung, sondern als Glaubensakt. Mehr als auf die historische Auferweckung Jesu glaube ich an das, dass Gott den totgesagten und begrabenen Frieden zum Leben erwecken kann. Auch damals vor 2000 Jahren war die Situation für die Menschen aussichtslos: das Grab war zu, Jesus drinnen, draußen ein großer Stein und die verängstigten Jünger. Gott kann den Stein der Gewalt, der das Grab des Friedens zudeckt, wegtun. Das machte Gott damals, das macht er auch jetzt für uns. Wir müssen dem Frieden aus dem Grab helfen. Gott macht das Grab auf, den Frieden wieder rauszubringen, das bleibt uns überlassen. Damals haben mit der Botschaft des leeren Grabes ein paar mutige Frauen angefangen und diese Botschaft lebt noch.

 

Erhalten wir unsere Sehnsucht nach Frieden in uns lebendig und leben wir den Frieden in der Gewaltlosigkeit unserer Kommunikation, im liebevollen Umgang auch mit den Menschen, mit denen wir nicht derselben Meinung sind. Suchen wir Lösungen gemeinsam und nicht gegeneinander. Gegeneinander spielt man Fußball, nicht um den Frieden zu erreichen.

Gabriel

Pfarrer