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Es muss nicht alles Messe sein

Ich melde mich wieder mit diesem Thema, obwohl ich darüber bereits in den Neusiedler Weidener-Nachrichten geschrieben und es bereits öfter erwähnt habe. Wir sind gewöhnt, dass, wenn etwas Kirchliches geschieht, alles mit einer Messe gefeiert wird: Ob das diverse Segnungen sind oder Trauungen und Begräbnisse, möchten wir schon die Messe dabei haben.


Grundsätzlich nichts Schlechtes: die Eucharistiefeier, wie die Messe richtig heißt, ist die höchste Form des Gebetes, des Gottesdienstes in der kath. Tradition. Das Höchste muss aber nicht das Häufigste sein. Aus diesem Grund möchten wir ziemlich bald, vielleicht schon ab dem neuen Kirchenjahr, also ab dem 1. Adventsonntag, in unserem Seelsorgeraum Wortgottesfeiern anbieten. Das ist eine Form des Gottesdienstes, die ähnlich ist wie die Eucharistie, aber im Zentrum steht nicht die Kommunion, sondern das Wort Gottes. Praktisch sieht es wie eine Messe aus, nur entfällt die Gabenbereitung und die Wandlung. Die anderen Teile der Messe bleiben und die Lesungen können auch noch verdeutlicht werden. Eine Wortgottesfeier darf eine nicht geweihte Person, Frau oder Mann, leiten.


In unserer Pfarre ist die Tradition der Wortgottesfeier noch nicht so stark. Obwohl andere Gottesdienste als nur Messen schon oft gefeiert werden: manche Begräbnisse oder Trauungen sind ohne Messe, vor allem, wenn kein kirchliches Begräbnis möglich ist; die Kindergottesdienste an jedem 3. Sonntag im Monat, Kreuzwege oder Rosenkranzgebet am Mittwoch oder am Freitag in der Kalvarienbergkapelle oder die Maiandachten an verschiedenen Orten. Dort überall werden Gottesdienste gefeiert, die keine Messen sind, und trotzdem ansprechend gestaltet und gut vorbereitet.


Für mich war nicht der Priestermangel, der auch unsere Pfarre in absehbarer Zeit betreffen wird, das Maßgebende. Entscheidend für mich war die Tatsache, dass die Lebendigkeit der Pfarre nicht vom Pfarrer oder Priester abhängt. Jede christliche Gemeinde oder Gemeinschaft lebt daraus, dass in ihrer Mitte Jesus Christus präsent ist. Er selber sagte: „Wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Er sagte nicht: „Wo ein Priester dabei ist, und eine Messe feiert, da bin ich“, sondern wo 2 oder 3. Also wo Menschen sind, die aus seiner Gegenwart leben, die sich zu ihm bekennen, die ihm vertrauen und die christlichen Werte versuchen zu leben. In den Gegenden oder Ländern, wo es keine oder zu wenige Priester gibt, lebt das Christentum auch, manchmal sogar aktiver, weil sich die Menschen nicht versorgen lassen, sondern selber aktiv und begeistert werden, selber Sorge tragen.


Bei uns werden die Wortgottesfeiern von Menschen geleitet werden, die dazu ausgebildet und vorbereitet sind. Angedacht ist, dass an jedem Wochenende eine Wortgottesfeier gefeiert wird – nicht zusätzlich, sondern anstatt einer Messe. Dadurch kann uns die Messe wertvoller werden und die anderen Formen und die anderen Gottesdienstleiterinnen und -leiter können ihre Gottesdienste auf ihre Art und interessanter gestalten und dadurch das gottesdienstliche Leben in der Pfarre bereichern. Ich bin zuversichtlich, dass es gut gehen wird und zur Erfrischung des Lebens in unserer Pfarre beiträgt.

Gabriel

Pfarrer