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Der illegale Gott

Zu Weihnachten feiern wir, dass Jesus irgendwann vor 2000 Jahren in Bethlehem auf die Welt kam, dass Gott in Jesus Mensch wurde. Dieser alte religiöse Satz macht mich nachdenklich. In was für eine Welt ist Jesus gekommen? Ist diese Welt noch überhaupt gottwürdig? Hat diese Welt noch Platz für Gott? Spielt nicht in der heutigen Welt der Krieg und Terror bei den Einen und die Angst vor ihm bei den Anderen die Gottes Rolle? Haben wir Gott nicht aus unserer Gesellschaft vertrieben und aus ihm einen Illegalen gemacht? 

 

Manche meinen, sie fühlen sich ohne Gott freier. Sie lehnen Kreuze in öffentlichen Räumen ab, möchten keinen Nikolaus feiern und gehen auf Distanz zu allem, was nur einen Hauch des Religiösen haben könnte. Sie möchten Weihnachten ohne Jesus feiern und wenn mit ihm, dann möchten sie Jesus nur als Kindlein in der Krippe mit kitschigen Engeln, Esel und Kuh als Dekoration dazu. Sie meinen, die Religion möchte den Menschen nur Angst vor Gott und sie dadurch gehorsamer machen. Sie fühlen sich ohne Gott angstfrei und fürchten sich, das Kind einmal ohne den Helm auf das Dreirad setzen zu lassen.

 

Aber wir werden Weihnachten feiern und so lange wir das noch zumindest ein wenig ernst meinen, ist diese Welt nicht ganz verloren und Gott noch nicht ganz vertrieben. So lange diese Feste für uns etwas bedeuten, hat diese Welt noch eine Chance. Manche würden vielleicht meinen: wie kann man in einer Zeit, wo sehr viele Frauenmorde in unserer hoch zivilisierten Gesellschaft präsent sind, in der die Brutalität des Krieges auf der einen und die politische Arroganz auf der anderen Seite ganz nahe bei uns sind, in der der Mensch zur Ware geworden ist und Sklaverei nicht verschwunden ist, sondern nur andere Namen bekommen hat, noch an Gott glauben? Ich würde meinen: wie kann man in so einer Zeit nicht an Gott glauben?

 

In den ersten Jahrhunderten gab es unter den ersten Christen Glaubenströmungen, die behaupteten, Jesus wird bald wieder kommen, aber dann wird er Ordnung machen. Wir sprechen in dieser Richtung im Glaubensbekenntnis: … von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Wer wird da kommen zu richten? Der Hingerichtete! Derjenige, der sich mit den Kleinen, Vertriebenen, den Sich-in-die-Luft-Sprengenden, mit den von Ohnmacht Tobenden identifiziert. Er möchte als ein kleines machtloses Kind in diese Welt kommen. Heißen wir ihn willkommen!

 

Gabriel

Pfarrer