Warum ich in der Kirche nach wie vor mit Freude tätig bin

In einer Zeit, in der die katholische Kirche an ihrer Attraktivität und Glaubwürdigkeit verloren hat, möchte ich meine persönlichen Gründe schreiben, warum ich in der Kirche nach wie vor mit Freude tätig bin:

  1. Die Kirche ist kein Eigentum der Menschen, sondern sie gehört Gott. Das klingt vielleicht zu abstrakt, ist aber für mich wichtig. Alle Menschen, die in der Kirche ihre Macht zeigen möchten, oder sich selbst präsentieren wollen, sind da fehl am Platz.
  2. Die Kirche hat in der Geschichte der Menschheit auch sehr viel Gutes getan: die ganze Kunst, Architektur, Schulwesen, Altersheime, Kinderheime, Kultur…. Auch wenn manches mit Blut geschrieben wurde, kann man das Positive nicht übersehen.
  3. Ich finde es gut, dass es die Kirche gibt. Wenn sie besser, menschenfreundlicher werden sollte, geschieht es nicht von alleine. Ich möchte dazu beitragen, dass unsere Kirche bei den Menschen bleibt, ihnen die Frohe Botschaft bringt, sie versteht, unterstützt, mit ihnen leidet.
  4. Ein wichtiger Grund für mich ist der Papst Franziskus. Er ist offen, lebt ganz einfach, moralisiert nicht, hat in seiner kurzen Zeit bereits viel in Bewegung gebracht, ist für Reformen offen.
  5. Die Kirche muss auch als Institution existieren, sie braucht ihre finanzielle Grundlage. Ob unser Kirchenfinanzierungssystem gut oder schlecht ist, kann ich selber nicht sagen. Vielleicht gibt es in anderen Ländern andere Systeme, die besser sind. Ich als Priester zahle auch den Kirchenbeitrag, wie alle anderen Kirchenmitglieder.
  6. Ich erlebe in der Kirche Gemeinschaft, in der Gott zu spüren ist. Da meine ich nicht irgendeine überfromme Sekte, sondern eine Gemeinschaft, in der ich auch über den Glauben, über den es sonst kaum gesprochen wird, sprechen kann. Ich kann auch alleine beten, aber da erlebe ich keine Gemeinschaft. Die würde mir ohne die Kirche fehlen.  

Es sind keine Dogmen, sondern meine privaten Gründe. Die muss nicht jeder Menschen akzeptieren, aber vielleicht sind sie für manche eine Ermutigung.

Gabriel

Pfarrer