Der Tod im Namen Gottes
Seit dem 11. September 2001 über die Konflikte im Iran und Irak, in Israel und Palästina, über den Arabischen Frühling, Syrien bis zu den Boko-Haram und IS Terroristen kommt immer wieder das Thema vor, dass all diese Konflikte, Anschläge, Massevergewaltigungen und –morde religiös motiviert sind, dass in den monotheistischen Religionen ein großes Gewaltpotenzial steckt, dass im Namen Gottes (oder wie sein Name in den verschiedenen Religionen ausgesprochen wird) viel Unmenschlichkeit geschieht. Der Vorwurf, dass hinten den Kriegsgebieten religiöse Motivation ist, wird immer lauter.
Ich bin vom Gegenteil überzeugt: dass nämlich in allen monotheistischen Religionen (Christentum, Islam, Judentum) ein glückliches Leben im Frieden im Vordergrund steht. Die Bibel der Christen bezeichnet so ein Leben als das leben in Fülle. Nicht die Religionen haben die Gewalt erfunden, sondern es sind oft narzisstische egoistische, unreife und krankhafte Neigungen. Es ist dann leicht, die Gewalt mit der Religion zu rechtfertigen. Die Texte des Korans werden oft missbraucht um die Gewalt zu legitimieren. Den Menschen geht es oft um ihre eigene Macht, ums Geld und diese Interessen werden religiös verpackt. Das kann man als Götzendienst bezeichnen, denn diesen Gott gibt es wirklich nicht. Es gibt viele Texte in den heiligen Büchern der Religionen, die über Gewalt berichten oder zur Gewalt motivieren könnten. Solche Texte spiegeln die Realität des menschlichen Lebens wider und die ist voll von Gewalt. Ich kann nur für das Christentum sprechen. Da gibt es auch viele Texte in der Bibel, die über Gewalt berichten, vor allem im Alten Testament, aber es geht da nicht um die einzelnen Texte, die sprechen nur über das Leben und den Glauben der Menschen damals und das ist so wie es war. Es geht um den Geist der Texte, um das, was die Texte sagen möchten. Zum Beispiel bei dem alttestamentlichen Josef, der von seinen Brüdern in die Sklaverei nach Ägypten verkauft und später zum Minister beim Pharao wurde und als dann die Brüder doch zu ihm kamen, übte Josef keine Rache, sondern er versöhnte sich mit ihnen und verhalf ihnen und seinem Vater zu einem besseren Leben. Da ist von der Rache oder Motivation zur Gewalt keine Rede. Ganz deutlich wird es im Neuen Testament bei Jesus. Gott bestraft uns Menschen nicht. Er selber wird Mensch, um uns zu zeigen, wie nahe er uns ist. Sein Anliegen war nie die Gewalt, nicht einmal im Augenblick des Todes.
Ich bin überzeugt, dass alle Kulturen und Religionen im Frieden miteinander leben könnten, dass auch der Islam „Europa fähig“ ist. Nicht Gott oder die Götter sind Terroristen, sondern Menschen und da muss der Friede beginnen: bei uns Menschen. Nicht nur bei den Terroristen, sondern bei oder besser in uns allen. Es muss in uns allen eine große Sehnsucht nach dem Leben im Frieden kochen, eine Sehnsucht, die uns zum friedlichen Handeln motiviert, die zur göttlichen Sehnsucht in uns wird. Der Friede ist nicht die Abwesenheit des Kriegs. Das ist noch zu wenig. Der Friede ist ein Geschenk Gottes, der nicht nur für die Christen gemeint ist. Der Terror oder der Krieg betreffen uns, Gott sei Dank, nicht direkt, aber auch wir sind ein Teil dieser Welt, auch wenn nur ein ganz kleiner, aber auch wir können zu Botinnen und Boten des Frieden werden.
Eine gesegnete und friedvolle Zeit wünscht
Pfarrer